16.06.2010

Porträts - VII


Ich wußte das alles und habe ihn mit Attributen versehen, die ich für treffend hielt. So habe ich ihn unter einen entzweigebrochenen Gewölbebogen gestellt, um anzudeuten, dass mit ihm gewissermaßen die lange Linie einer Familie zu Ende ging. Unter diesem großen, abgebrochenen gotischen Bogen steht ein Mensch, der mit der Welt entzweit ist.

"Katinka" beanstandete alles an dieser Skulptur. Sie beanstandete sein Einstecktuch, sie beanstandete das aus seiner Brusttasche hängende Monokel. "Mein Mann hat niemals ein Einstecktuch getragen, das war ja immer schon lächerlich", sagte sie, und "ein Monokel hatte er nicht deshalb, weil er ein Graf war, sondern weil er schlecht sah und eine Brille brauchte".

György Aczél, stets darauf bedacht, einen Kompromiss zu finden, kam auf mich zu und sagte, "nun gut, lassen Sie das Einstecktuch dran und nehmen Sie das Monokel weg". Ich sagte also der Gräfin, dass ich das Monokel entfernen würde, aber sobald ich ihre "partée"-Anzeige erhielte, würde ich es sogleich wieder anbringen. ...

Unsere damalige Beziehung könnte ich nicht gerade als gut bezeichnen. Als ich das Denkmal aufgestellt hatte und bereits ein internationales Echo darauf erfolgt war, erschien eines Tages die rosarote Katinka bei mir und sagte, "na wissen Sie, eigentlich hatten Sie ja recht - auf Fotos ist Mihály tatsächlich mit einem Einstecktuch zu sehen. Und man sagt, dies sei eines der schönsten Denkmäler in Europa, nun, sei's drum, ich danke Ihnen."

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