Welche Vorgeschichte hat die Plastik von Ludwig und der Heiligen Elisabeth?
Ludwig und Elisabeth: Nun, die Legende brauche ich hier nicht zu erzählen, die ist allgemein bekannt. Elisabeth war eine ungarische Königstochter. Sie wurde in Sárospatak geboren. Die Königin, ihre Mutter, fiel einem Aufstand des Landadels zum Opfer und wurde getötet. Der deutsche Zweig der Familie holte Elisabeth nach Hause, in die Wartburg, zurück. Dort wurde sie zusammen mit ihrem Vetter Ludwig erzogen, den sie später heiratete und dem sie drei Kinder gebar.
Ludwig starb zu Beginn eines Kreuzzugs in Otranto an der Pest. Elisabeth übte Wohltätigkeit und gründete Europas erstes Hospital. Meiner Meinung nach hat sie es gegründet, um dort Nachrichten über ihren Mann in Erfahrung zu bringen, denn in jenem Hospital konnten alle Heimkehrer aus den Kreuzzügen Aufnahme finden. Nun, Elisabeth widmete sich ganz ihren Kranken. Da sie deren Unterhalt auf andere Weise nicht sichern konnte, schleppte sie die für die Küche der fürstlichen Familie bestimmten Vorräte heran.
Die Legende erzählt, dass ihr Schwager sie einmal zur Rede gestellt habe, was sie denn in ihrer Schürze trage. Sie habe sie geöffnet, und das Brot darin sei zu lauter Rosen geworden.
Der Kardinal hatte das Denkmal bei mir bestellt. Er erklärte, dass er gern die menschlichen Züge der Heiligen hervorheben würde. Er war überzeugt, dass die Heilige Elisabeth, die Kinder geboren und ihre Mutterpflichten erfüllt hatte, nicht wie eine vertrocknete alte Jungfer, sondern in großer Liebe zu ihrem Gatten gelebt hatte - mit einem Wort, dass Elisabeth nicht die Asketin war, als welche die Kirche sie darstellt. In ihrer asketischen Haltung zeigte sich nur der Einfluss ihres Beichtvaters. Denn wir müssen wissen, dass Elisabeth im Alter von etwa 24 Jahren an Altersschwäche gestorben ist. Ihr Beichtvater hatte sie so lange zum Fasten und Kasteien angehalten, bis sie schließlich daran starb. In Kenntnis dieser Tatsachen wollte der Kardinal das Bild Elisabeths korrigieren. So habe ich dargestellt, worum er mich gebeten hatte: dass Elisabeth ihren Mann so weit wie nur irgend möglich auf seinem Weg in den Kreuzzug begleitet und dabei auch bis in ihr Geburtsland, nach Ungarn gelangt. Diese Geste kommt hier zum Ausdruck.
Zur Bewegung des Pferdes möchte ich noch sagen, dass in der damaligen Zeit gewisse, im Passgang gehende Pferde als Status-Symbol üblich waren wie heute etwa Luxusautos. Diese Pferde wurden von Arabern oder Türken so abgerichtet, dass sie im Passgang, also in einer Gangart gingen, bei der beide Beine einer Körperseite zugleich gehoben und vorgesetzt werden. Das ist für Pferde ein widernatürlicher Gang, aber dieser widernatürliche Gang ist zugleich weich, schaukelnd, wie die Bewegung des Kamels. Der Gang des Pferdes ist sonst ein ziemlich holpriger, das heißt ein abgehackter, harter Gang, während diese Pferde zu einer sanften Gangart erzogen wurden. Aus diesem Grund galten sie damals - um 1200 - als Luxus-"Gefährt". Sehr teuer waren sie auch: eines dieser Pferde kostete soviel wie sonst ein ganzes Gestüt. Das Pferd, auf dem Elisabeth reitet, geht in dieser Gangart. Nun, beim Absteigen aus dem Damensattel war man der Dame nicht auf der Seite behilflich, auf der sie abstieg: dort war ein Page, auf dessen Knie sie ihren Fuß setzen konnte. Das Pferd musste auf der anderen Seite gehalten werden, denn jemand, der es auf der gleichen Seite halten würde, bekäme von der Dame einen Tritt ins Gesicht, da sie beim Absteigen das Bein nach vorne strecken muss. Das ist eine akrobatische Übung. Deshalb steht Ludwig auf der rechten Seite und lässt Elisabeth auf der anderen Seite absteigen. Nun, soviel zu den technischen Details.
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