Hier sehen wir noch ein weiteres Märtyrer-Denkmal, das von Gyula Kulich: Wer war eigentlich Gyula Kulich?
Eigentlich weiß niemand, weder in Ungarn noch anderswo, wer dieser Gyula Kulich war. Er hatte eine Nebenrolle in der Arbeiterbewegung der Horthy-Ära. Auch ich selbst habe erst Näheres über ihn gehört, als mir der Auftrag für dieses Denkmal erteilt wurde.
Kulich war ein Schneidergeselle, der in Békéscsaba geboren wurde, dann nach Budapest kam, und nach einem kurzen Aufenthalt hier verhaftet und interniert wurde. Vom Internierungslager gelangte er dann in ein deutsches Konzentrationslager, wo er starb. Dieses Schicksal schien mir geeignet zu sein für die Annäherung an einen allgemeineren Märtyrer-Begriff. Sein Äußeres hingegen - eine noch erhaltene Fotographie zeigt ihn als ein kleines, bürgerlich gekleidetes Männlein - schien mir nicht geeignet, in seiner Gestalt zum Ausdruck zu bringen, was ich über das Märtyrertum zu sagen hatte.
Ich ging von der Vorstellung aus, dass ich zwischen den Wurzeln eines Baumes, den ich aus der Erde reiße, unbedingt einen Toten entdecken würde, denn die Bäume leben ja von ihnen. Damit wollte ich sagen, dass sich der Tod eines Märtyrers eigentlich in die Ordnung der Natur einfügt, dass ebenso, wie der Baum sich aus einem vermodernden Körper ernährt, auch ein Märtyrer, der für eine Idee gestorben ist, im übertragenen Sinn durch seinen Tod dazu beiträgt, dass diese Idee zu einem Baum heranwachsen kann.
Kulich, Gyula
AntwortenLöschen* 20.Jan.1914 Wien
+ 1944 Dachau
War in der ungarischen Arbeiter- und Jugendbewegung und im antifaschistischen Widerstand aktiv. Wurde 1944 im Konzentrationslager Dachau umgebracht.