Nicht weit von Bad Kissingen liegt eine zweite Kurstadt, Bad Neustadt. Meine Verbindung zu Neustadt reicht ebenfalls mehr als ein Jahrzehnt zurück. Hier habe ich den kunstsinnigen Herrn Enoch zu Guttenberg kennen gelernt, der mir als Zierplastik für eine Heilquelle eine Skulptur in Auftrag gab, die ich in gewissem Sinne auch dem Gedächtnis seines Vaters widmete - die Quelle ist nämlich nach ihm "Karl-Theodor-Quelle" benannt. Ich habe dafür einen 4 1/2 bis 5 m großen Adler aus Chromstahl gemacht, der eine Schlange erwürgt. Die Skulptur habe ich kürzlich wiedergesehen, sie hält sich tadellos, ist rostfrei und noch immer schön.
Der nächste Auftrag, ebenfalls in Bad Neustadt, war weitaus problematischer: einem ziemlich barocken Gebäude, einer Klinik, war eine moderne Empfangshalle ganz aus Glas angebaut worden. Das ist von außen gesehen akzeptabel, jedoch die innere Verbindung zwischen den beiden Gebäuden, dem alten und dem neuen, war nicht gut gelöst. Der neue Teil stieß mit einer 4 1/2 x 8 m großen leeren Wandfläche an den alten. Das wirkte unorganisch, die beiden Teile bildeten keine Einheit. Ich löste das Problem, indem ich diese Wand mit einem 4 1/2 x 7 m großen Spiegel verkleidete, in dem sich die neue Architektur wiederholt, und an den Punkt, an dem die beiden zusammentreffen, platzierte ich eine Gruppe von drei Figuren, das "Ankleiden der Braut". Sie schwebt über dem Eingang, der in den Schlossgarten hinausführt.
Auch diese Figurengruppe scheint bis heute allgemein beliebt zu sein. Während meines Aufenthalts dort wurde sie mehrfach fotografiert, und ich besuche sie von Zeit zu Zeit und kann mich davon überzeugen, dass sie gut behandelt wird. Innerhalb der Spiegelwand ist ein zweiter Spiegel eingebaut - das ist eine Spielerei -, in dem man die Akt-Figur der Braut von vorne sieht, und dieser zweite Spiegel hat einen Rahmen, in dem Kerzen brennen. Bis jetzt haben die Kerzen noch immer gebrannt, so oft ich dort war. - Ist das die Skulptur, die wir hier als Modell sehen? - Ja, sie steht dort in der Ecke.
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