15.06.2010

Märtyrer, Opfer und Helden - XX

Ungewöhnlich und hervorragend ist auch die Gestaltung des "Partisans", dessen Modell wir hier sehen. Haben Sie ihn auch im Großformat realisieren können?

Ein Partisan - so meine ich -, der in der rechten Hand die Fahne schwenkt, in der linken einen Revolver, der wird von niemandem als Gegner betrachtet, sondern als Narr. Den würde man nicht verhaften, sondern in die Nervenheilanstalt einliefern. Der Partisan, das bedeutet schon das Wort selbst, agiert im Geheimen, er muss sich also gleichsam in die Mauer hinein schmiegen, in ihr verschwinden.

In meiner Kindheit pflegten wir an solchen langen Bretterzäunen entlangzulaufen, wir strichen mit den Fingern daran entlang und unsere Finger glitten immer in die Fugen. Diese Wände waren mit Plakaten beklebt, und es machte uns immer besonderen Spaß, die Plakate einzureißen. Daran dachte ich zurück, als ich diese Wand machte, auf der Plakate aufgeklebt sind und an die sich der Partisan mit dem Rücken anlehnt.

Das Denkmal selbst wurde später nicht so ausgeführt, mein Vorschlag wurde nicht angenommen. Die Jury beauftragte eine Architektin, die einen schönen, netten Hintergrund machen sollte - es ist schrecklich anzusehen. Nun, da war nichts zu machen, damals. Ich habe später einmal angeboten, es in Ordnung zu bringen, aber man meinte, das sei unwichtig, wir hätten ja das Modell, und das genüge. Die große Plastik steht irgendwo in Újpest. In einer schrecklichen Umgebung, denn die Architektin hat Wände aus geschliffenen Steinen, aus Kalksteinen, wie einen spanischen Fächer kunstvoll ringsherum drapiert.

Das kleine Modell, glaube ich, kann ich ruhigen Gewissens für gut halten. In diesem Jahr hat ein amerikanischer Sammler eines gekauft, und darüber hinaus gibt es noch ein weiteres in einem Museum oder einer Sammlung. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich vier Exemplare davon gefertigt. Ein interessanter Versuch war für mich die Unmittelbarkeit des Umfelds - das heißt, er wäre interessant gewesen, wenn ich ihn denn hätte realisieren dürfen - nicht wahr, diese ganz hohen Bretterzäune, sie hätten auch aus Beton sein können, in dem der Abdruck der Schalungsbretter sichtbar gewesen wäre. Die Plakate hätten aus emailliertem Chromblech sein können. Damit hätte man ein wirklich modernes, hervorragendes Denkmal gestalten können. Die große Plastik aber trägt die Symptome dieser konformistischen Beflissenheit, die immer bezeichnend war für die Kunst des Sozialismus.

1 Kommentar:

  1. Liebe Christa Nickel, eine kleine Ergänzung zu Ihrem Interview: Das 4 Exemplar des Partisans hängt bei uns seit 1994. Imre hat es uns damals, anlässlich unseres Besuches in seinem Museum, verkauft. Wir haben seinen damaligen Katalog mit einer ausführlichen Widmung von Imre im Besitz.

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