15.06.2010

Fürsten und Heilige im frühen Ungarn - III

Alle diejenigen Objekte, die hier in der Ausstellung in Óbuda aus Metall sind, mussten für die Römische Kapelle in der Krypta vergoldet werden, weil nämlich die Luft dort derart aggressiv ist. Nicht nur wegen der Papstgräber, sondern auch wegen der Salpeterhaltigkeit der Kellerräume kann dort nur bestehen, was aus Chromstahl ist oder aus Gold.

Ich schlug damals vor, dass jeder ungarische Künstler eine Chance bekommen sollte, sich an dieser Arbeit zu beteiligen, und so wählten dann das Lektorat und eben der Erzbischof gemeinsam aus, wer die Reliefs auf beiden Seiten der Wand fertigen sollte. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn ich hielt diese Arbeitsteilung für korrekt. Was die Auswahl angeht, wollte und konnte ich mich danach nicht weiter einmischen.

Bei dieser Arbeit dachte ich mir, dass der einzige rechtmäßige Juror der Papst in Rom wäre. Nun, damit bin ich schön hereingefallen. Ich war nämlich schon dabei, draußen das Relief zusammenzubauen und die Figur der Jungfrau Maria anzubringen, als der Papst starb. Ihm folgte ein anderer Papst für etwa einen Monat; auch der starb, und nach ihm wurde dann der gegenwärtige Papst gewählt. Jeder Papst bringt seine eigene Administration mit; demzufolge brachten auch die neuen Beamten, die neuen Bischöfe und die neuen Bevollmächtigten, neue Vorstellungen ein.

So wurde mir denn als Wunsch des Papstes mitgeteilt, ich möge die Figur des Sankt Stephan nicht auf den Treppenstufen aufstellen, weil der Papst sonst nicht mit seinem Gefolge einziehen könne, sondern in der anderen, gegenüberliegenden Ecke. Das hat meine Vorstellungen völlig über den Haufen geworfen, vor allem deshalb, weil ja die Jungfrau Maria das Jesuskind in ihrem linken Arm hält, das Jesuskind jedoch die von dem ihm gegenüber stehenden Sankt Stephan dargebotene Krone entgegennimmt.

Das war natürlich keine Lösung. Ich musste dagegen Einspruch erheben und kam in einer ziemlich angespannten Konfliktsituation aus Rom zurück. Trotzdem dachte ich, wenn der Heilige Stephan und die Jungfrau Maria erst einmal an ihrem Ort stünden und die Römische Kapelle fertiggestellt wäre, würde sich früher oder später auch der Papst damit aussöhnen - und vielleicht auch ich.

1 Kommentar:

  1. Stephan I., der Heilige
    * um 975
    + 15.Aug.1038 Esztergom
    Sohn und Erbe des ungarischen Großfürsten Géza, durch Adalbert von Prag getauft. Durch seine Ehe mit der bayerischen Herzogin Gisela Schwager des späteren Kaisers Heinrich II. Ließ sich 1001 mit einer vom Papst übersandten Königskrone krönen. Er richtete eine geregelte Staatsverwaltung ein und christianisierte sein Land.

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