In Ihrem Werk bringen Sie zum Ausdruck, dass auch der Held im Grunde ein Opfer ist. Wie sind Sie zu dieser ungewöhnlichen Darstellungsform gekommen?
Es war im Frühjahr 1957, also schon nach der Revolution, als die ersten Urteile gesprochen wurden. Auch ich wurde aus dem Künstlerverband ausgeschlossen und zum Schweigen verurteilt. Eines Tages erhielt ich eine telefonische Warnung, dass mir eine Hausdurchsuchung bevorstehe. Und ich begann, selbst das Haus nach Dingen zu durchsuchen, die bei mir gefunden werden könnten. Offenbar hatte ich kein reines Gewissen... Ich fand Auszeichnungen, unter anderem auch mein Diplom, von Horthy unterzeichnet. Das konnte ich verbrennen, aber die Auszeichnungen wagte ich nicht in den Müll zu werfen. Denn ich glaubte, dass jeder Hausmeister ein Zuträger des Innenministeriums sei, der mich anzeigen würde, wenn er das sähe. Also ging ich in meine Werkstatt und nagelte die Orden auf ein bereits früher gebautes Holzgestell. Im Notfall konnte ich erklären, dass daraus einmal die Skulptur eines negativen Helden werden sollte. Nun, als ich ein paar Monate später wieder in die Werkstatt ging, fand ich, dass ich kaum ein perfekteres Denkmal für einen im Bewusstsein seines Heldentums gefallenen Soldaten machen konnte.
Zuerst näherte ich mich dem Thema auf non-figurative Weise - ich habe noch ein kleines Bleimodell davon, damals wollte ich es eigentlich in der Art einer Hekatombe konstruieren. Dieser Gedanke war mir öfters durch den Kopf gegangen. Die Hekatombe wird durch eine nach unten zeigende Lanze dargestellt, an der Schild, Panzer und Helm des Helden, seine Waffen und manchmal einige Sieges-Abzeichen aufgehängt werden. Solche Hekatomben wurden seit der Renaissance hauptsächlich in Stilepochen der nationalen Erneuerung auf klassizistischen Gebäuden angebracht. Nun, an eine solche Hekatombe hatte ich gedacht. Hekatombe, das heißt wörtlich Opfer, "ein Schlachtopfer von hundert Ochsen".
Wesentlich ist, dass mir die Darstellung der Hekatombe nicht entsprach und ich deshalb eine absurde Figur machte: einen Soldaten ohne Arme, ohne Beine, ohne Kopf, mit ordengeschmückter Brust. Ich war überzeugt, dass das gut war - wenn ich auch wusste und bis heute weiß, dass es keinen Menschen gibt, der - erzogen in unserer ansonsten das Heldentum verherrlichenden Kultur - eine derartige Deheroisierung akzeptieren kann. Ich meine damit, dass niemals jemand ein solches Denkmal aufstellen wird. In einer norwegischen Sammlung, in Oslo, existiert ein Exemplar davon, die haben es gekauft, und hier in meiner Sammlung kann man eines finden, sonst nirgends. - Vielleicht sollte man es im Kriegshistorischen Museum aufstellen? - Ich fürchte, dass man diese Vorstellung im Kriegshistorischen Museum nicht unbedingt passend finden würde.
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