15.06.2010

Märtyrer, Opfer und Helden - XVI

Welchen historischen Hintergrund hat das Märtyrerdenkmal von Kaposvár? Was ist aus den Figuren geworden? Sind auch sie der politischen Wende zum Opfer gefallen?

Für Kaposvár wünschte man von mir um jeden Preis eine Lenin-Statue. Ich sagte, einfach nur eine Lenin-Statue wolle ich nicht machen. Stattdessen fertigte ich - da Kaposvár die Hauptstadt des Komitats Somogy ist, in dem ich geboren bin - ein Märtyrer-Denkmal: Die zum Tode Verurteilten nähern sich auf einem Weg, der aus dem finsteren Wald auf einen Platz führt. Es sind die Mitglieder des 1919-er Direktoriums von Kaposvár, die eines qualvollen Todes sterben mussten. Horthys Freikorps-Offiziere hatten nach dem Sturz der Räterepublik von Siófok aus das ganze Gebiet durchkämmt und haben diese Menschen zu Tode gequält und im Wald auf grausamste Weise niedergemetzelt. Einzelheiten erzähle ich Ihnen darüber nicht, sie waren schrecklich.

Da von den meisten kein authentisches Foto zu finden war, porträtierte ich für das Denkmal die Mitglieder meiner eigenen Familie. So ist die Figur eines Mannes in Soldatenuniform das Porträt meines Vaters als Soldat. Die Frau trägt die Züge meiner Großmutter, und so fort. Zwischen die ersten beiden Figuren stellte ich die Gestalt Lenins als Verkörperung der fixen Idee, für die sie gestorben sind, wie ein Zitat zwischen zwei Anführungszeichen. Dieser Lenin steht also auf zweifache Weise in Anführungszeichen: einmal ist die Gruppe der Märtyrer als Skulptur bereits ein Zitat, und innerhalb dieses Zitats wird ihre Überzeugung durch ein weiteres Zitat oder Symbol sichtbar gemacht.

1 Kommentar:

  1. Kulich, Gyula
    * 20.Jan.1914 Wien
    + 1944 Dachau
    War in der ungarischen Arbeiter- und Jugendbewegung und im antifaschistischen Widerstand aktiv. Wurde 1944 im Konzentrationslager Dachau umgebracht.

    Lenin, Wladimir Iljitsch
    * 22.April 1870 Simbirsk
    + 21.Jan.1924 Gorki bei Moskau
    Russischer kommunistischer Politiker. 1895 Verhaftung wegen polit. Agitation. 1897-1900 Verbannung nach Sibirien. 1900 Emigration (London, München, Genf). Nach der Revolution von 1905, bei der er eine unbedeutende Rolle spielte, erneute Emigration 1907-17. Mit deutscher Hilfe nach Hause geschmuggelt, ruft Lenin 1917 zum bewaffneten Aufstand auf, kommt nach der Oktober-Revolution als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare an die Macht, die er mit zunehmender Härte handhabt. Verstarb an den Folgen eines Attentats.

    AntwortenLöschen