16.06.2010

Porträts - I


Sie sprachen beim letzten Mal über die Abstraktion, die Verallgemeinerung, die Kodierung - handelt es sich beim Porträt um eine andere Form der gleichen Grundsätze oder um ihr Gegenteil?

Aus dem bei unserem letzten Gespräch Gesagten geht eigentlich schon hervor, dass ich diese gewisse, im Impressionismus erreichte subjektive Art der Annäherung, der Annäherung an das Ewige, gewählt habe. Deshalb spielt das Porträt eine sehr bedeutende Rolle für mich - sei es das "Porträt" eines Augenblicks in der Natur, sei es das Abbild eines Gesichts; einer so relativ kleinen, kurz bemessenen Ewigkeit, wie es ein Menschenleben ist.

Meine allerersten Porträts habe ich gemacht, ohne die betreffende Person je gesehen zu haben. Beispielsweise Radnóti, aber auch später, wie z.B. unter den politischen Porträts das von Mihály Károlyi, oder von meinen früheren Arbeiten, das Porträt des Professors.

1 Kommentar:

  1. Károlyi, Mihály (Graf)
    * 4.März 1875 Budapest
    + 19.März 1955 Vence (Frankreich)
    Ungarischer bürgerlich-revolutionärer Politiker. 1913 Vorsitzender der Unabhängigkeitspartei. Am 31. Okt. 1918 Ministerpräsident, nach Ausrufung der Republik deren Präsident, konnte er aber die Radikalisierung nicht verhindern, trat am 21. März 1919 zurück und ging freiwillig ins Exil. Kehrte im Mai 1946 nach Ungarn zurück. 1947-49 Botschafter in Frankreich, wo er nach dem Schauprozeß gegen László Rajk und "Komplizen" seinen Rücktritt erklärte.

    Radnóti, Miklós
    * 5.Mai 1909 Budapest
    + zw.6.u.10.Nov.1944 Abda
    Ungarischer Lyriker. Gymnasiallehrer, Übersetzer. Starke intellektuelle Prägung, humanistische Grundhaltung. Wurde als Jude in ein Zwangsarbeitslager verschleppt und auf dem forcierten Marsch in ein deutsches Vernichtungslager von der SS erschossen.

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